Leider war für dieses Motto die Wettervorhersorge viel zu schlecht, aber wer Lothar kennt, der weiß, dass er immer gut vorbereitet ist und man munkelt, dass sogar Steine über die man stolpern könnte am Wochenende davor aus dem Weg geräumt werden. Wie es die alte Tradition mit sich bringt starten wir gegen 15.00 Uhr mit einer „Einrolltour“ um sich an die Höhe zu gewöhnen, ein bisschen Alpenluft schnuppern und natürlich neues im Kleinwalsertal zu sehen und zu erfahren. Anschließend wird der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen beendet. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Teilnehmer Wiederholungstäter sind, war die Runde doch eher sehr vertraut. Der Smalltalk wurde mit Erlebnissen aus den beiden Vorjahren gestartet. Wer noch nicht im Marburger Haus zu Gast war, der kann sich den Preis einer Alpenhütte mit der Leistung eines Hotels vorstellen. Leider waren die beiden Abendessen nicht ganz der Tradition angemessen, denn es wurde viel mit Fertigprodukten gearbeitet, aber im Gesamtrating des Preises und natürlich mit dem Ziel, dass Nahrungsaufnahme lediglich die Wanderkraft erhalten soll und vor dem Hungertot zu schützen, war das Essen ganz OK.
Am Samstag sind wir unsere Tour mit der Walmendingerhornbahn gestartet, da wir nicht wussten wie das Wetter sich entwickeln würde. Von dort sind wir über die Ochsenhofer Scharte bis zu einem Grad, der über einen Pfad hinunter zur Schwarzwasserhütte führt. Am Grad haben vier „Wanderwütige“ noch die Möglichkeit wahrgenommen den Grünhorngipfel zu erklimmen. Am Grünhorn angekommen startete Ria mit zwei Gipfelstürmern, die vor dem Kreuz sich einen Espresso mit einem mitgebrachten Gaskocher zubereiteten, ein Gespräch. Sie versprach im Falle, dass sie uns einen Espresso kochen würden, dass Michael (also ich) ihnen das Gepäck aus Dankbarkeit nach unten tragen würde. Entweder war der Kaffekocher so von Ria fasziniert (ich glaube ich konnte Schaumbildung an den Mundwinkeln erkennen) oder von dem Angebot, ein Yak oder besser gesagt ein Esel das Gepäck nach unten bringt, dass wir während der Unterhaltung plötzlich frisch gebrühten Espresso in den Händen hielten. Die nachfolgende Unterhaltung war sehr dynamisch und Details wird dem Leser erspart, da die Situationskomik den Gipfel nur einmal erklimmt und Erzählungen eher einem Papier gleicht, dass immer wieder weiter als Kopiervorlage genutzt wird. Die Zusammenfassung, das Grünhorn wurde zum Espressohorn umgetauft. Leider haben die beiden Barista am Ende doch keine Mitgliedschaft bei der Sektion Sinsheim unterschrieben. Lothar hat scheinbar seine Schöpferkräfte aktiviert und das Wetter zu unseren Gunsten verändert, denn anders kann man sich es nicht erklären, dass plötzlich die Wolken aufgerissen sind und wir von leichtem Regen in strahlenden Sonnenschein überwechselten – schaut es Euch auf den Bildern an, denn die zeigen die Wahrheit. Es könnte aber auch der Berg sein, da ihm die Namensänderung gefällt und somit seinen Beitrag zu einem gelungen Tag leisten möchte. Nach einem kernigen Abstieg sind wir zu der Gruppe in der Hütte aufgeschlossen, um uns auf den Weg nach Hirschegg ins Marburger Haus zu machen. Wir haben uns dann unterwegs doch entschlossen einen Umweg über den hohen Ifen (2230m) einzulegen, da es aber schon etwas später am Tag war sind wir dann aus Zeitgründen nicht ganz hochgewandert und nutzten die Möglichkeit des Gondeltransports, um wieder schneller unten zu sein. Im Nachhinein entpuppte sich das als eine gute Entscheidung, da wir erst kurz nach 17.00 Uhr in unserer Unterkunft ankamen und somit noch Zeit hatten für ein kurzes Feierabendbier vor dem Abendessen auf der wunderschönen Sonnenterasse genießen konnten, um den Tag nochmals gemeinsam in Erinnerung rufen durften.
Am Sonntag hatten wir uns den Fellhorngrad über die Kanzelwand zum Panoramarestaurant mit Abstieg über die Bergbahn vorgenommen. Bei dieser Tour handelt es sich um eine beliebte Wanderung auf den Höhen der deutsch-österreichischen Grenzregion mit spektakulären Aussichten ins Kleinwalsertal und Stillachtal und bis Kempten. Der sechs Kilometer lange Aufstieg zum Fellhorngipfel hat es auf sich, da dieser teilweise auch Tritt Sicherheit erfordert. Eine konditionelle Vorbereitung war sicherlich von Vorteil ansonsten kann man das auch durch Leiden ausgleichen (der Vorteil: alles andere ist temporär unwichtig). Unser Bergführer hat auch immer Alternativrouten parat, wenn Teilnehmer eben an einem bestimmten Tag doch lieber mehr die Natur anstatt die Strapazen genießen möchten. Nur eine Person hat aufgrund von Knieproblemen diese Alternative angenommen. Die herrlichen Ausblicke des Bergpanoramas konnten wir aufgrund von Regen und Nebel keine Freude abgewinnen. Wir haben uns aber das Gottesackerplateeau und den hohen Ifen auf der gegenüberliegenden Seite des Tals sehr gut vorstellen können. Alle unsere Gebete, dass wir doch nochmals Glück haben und die Wolkendecke aufreißt wurden leider nicht gehört, denn Gott war eventuell beim Gipfelgottesdienst in der Bergstation unterhalb des Gipfels anwesend. Warum? Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen. Vielleicht haben die Teilnehmer seine Nähe mehr gebraucht als wir. Das schlechte Wetter brachte den Vorteil mit sich, dass wir bis zum Fellhorngipfel keine anderen Wanderer getroffen haben und es ein tolles Gefühl ist von innen (durch das Schwitzen) und von außen durch den Regen nass zu werden. Diese Tour in dieser Jahreszeit zeigt die Artenvielfalt der Pflanzenwelt in den Alpen auf aufgrund der Feuchtigkeit und dem damit verbundenen Pflanzenwachstum. Nach einem Getränk im Panoramarestaurant ohne Panoramablick, aber auch mittlerweile ohne Regen haben wir uns nach der Talfahrt mit der Option einer letzten Einkehr voneinander verabschiedet. Diese Tour ist auch für DAV Mitglieder zu empfehlen, die den Charme eines Hotels mit dem Panorama der Alpen in Verbindung zu bringen. Falls sich der eine oder andere nicht ganz so fit fühlt, hat Lothar immer Ausweichrouten parat. Wie immer war es ein auftanken der Akkus mit netten Mitgliedern in der Natur unter generalstabsmäßiger Planung. Einen besonderen Dank geht wie immer an Lothar!