Der berühmt berüchtigte Hüttenwirt Renè wurde sogleich seinem Ruf gerecht und machte unmissverständlich klare Ansagen. Und ab und zu blitzte schon der Schalk durch.
Nach kurzem Durstlöschen machten wir uns noch auf zum Augstenberg (2.360m), ein leichtes Gipfelziel in Hüttennähe. Zurück auf der Hüttenterrasse gab’s zum Ausklang des Tages noch etwas Disco-Stimmung, unser Hüttenwirt beschallte die Terrasse mit seiner Lieblingsmusik in ausreichender Lautstärke. Später ging das Ganze drinnen weiter – schließlich hatte ein Schelm am Hinweisschild „Hüttenruhe 22 Uhr“ eine Ziffer überklebt. Hüttenwirt Renè war’s nicht unrecht… Am nächsten Morgen sagte er übrigens zu, sollte das Fußball-Los auf Zürich gegen Hoffenheim fallen, nach Sinsheim zu kommen.
Am Freitag bestiegen wir zunächst ohne Gepäck den Naafkopf (2.570 m), den Berg an dessen Gipfel Vorarlberg, Liechtenstein und die Schweiz zusammentreffen. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Grauspitz, höchster Berg Liechtensteins. Anschließend ging es über den Liechtensteiner Höhenweg (welcher größtenteils in Österreich verläuft) und die Große Furka (2.358m) in die Schweiz zur Schesaplanahütte (1.908m). Von der Sonne verwöhnt ließen wir den Tag vor der gemütlichen Hütte ausklingen.
Für den Samstag hatten wir uns den Schweizersteig vorgenommen. Dieser führt direkt oberhalb der Schesaplanahütte durch einen Felsriegel hindurch, welcher aus der Ferne betrachtet, unüberwindbar erscheint. Durch steiles Gelände ging es aufwärts, einige Male musste Hand an Fels und Drahtseil gelegt werden. Interessante Felsschichtungen im oberen Teil wurden überwunden und so erreichten wir den Sattel unterhalb der Schesaplana. Der Gipfel lag leider in Wolken – für den Nachmittag war instabileres Wetter prognostiziert. Dennoch machten wir uns auf zum Gipfel – und wurden belohnt: Der Wind betätigte sich als Kulissenschieber, brachte immer wieder Wolkenfenster welche den Blick freigaben auf Lünersee, Brandner Gletscher und die umliegende Bergwelt. So erreichten wir den Gipfel der Schesaplana, mit 2.965 m höher als die Zugspitze – wenn auch nur um 3 Meter. Über ihren Gipfel verläuft die Grenze Österreich/Schweiz.
Nun ging es weiter über - für die Jahreszeit - ungewöhnlich viele Schneefelder und den Brandner Gletscher zur Mannheimer Hütte (2.680m) in Vorarlberg. Auch hier konnten wir einen sonnigen Tagesausklang auf der Hüttenterrasse genießen. Schließlich hatte es Petrus entgegen der Vorhersage gut mit uns gemeint, der Niederschlag kam glücklicherweise erst in der Nacht.
Am Sonntagmorgen war es dann zunächst noch nass. Keine guten Voraussetzungen – schließlich hatten wir einen Abstieg vor uns der es in sich hat. Aber auch hier hatten wir Glück. Nach dem Frühstück hörte es auf zu regnen und wir begannen mit dem Abstieg über den sehr steilen Leibersteig. Im oberen Bereich ist dieser alles andere als angenehm zu gehen wegen sehr feinem Split auf oft abschüssigem Weg. Hinzu kamen zwei Schneefelder, eines davon sehr steil und der Schnee morgens noch recht hart. Zum Glück wurde es vom Hüttenpersonal wenige Tage zuvor sehr gut gespurt, so dass wir es ohne Bedenken überschreiten konnten. Am Abzweig zur Oberzalimhütte wählten wir einen kurzen Abschnitt des Straußsteigs um zur Spusagang-Scharte (2.237m) wieder etwas hinaufzusteigen. Von nun an sollte es nur noch bergab gehen und zwar über den sagenumwobenen Spusagang. Auch hier sind konzentriertes Gehen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich. Oft schottriges Gelände, spärlich gesichert, windet sich der Steig zwischen ständig wechselnden Felsszenarien mit zahlreichen Tiefblicken nach unten in den Nenzinger Himmel. Nun noch ein Stück durch Bergwald und über Almwiesen und wir erreichten den Alpengasthof Gamperdona – geschafft! Das abschließende Mittagessen konnten wir schon wieder in der Sonne genießen und so kullerte der ein oder andere Knödel genüsslich in den Magen, das hatten wir uns reichlich verdient.
Mit dem Wanderbus ging’s zurück nach Nenzing und am Sonntagabend waren wieder alle wohlbehalten daheim.