Leider meint es der Wettergott am Sonntag nicht gut mit uns. Es regnet stark und es ist sehr neblig, daher gibt es eine kleine Planänderung für unsere Eiger-Tour, den Aufstieg betreffend. Wir starten nach einem ausgiebigen, leckeren Frühstück mit gut gepacktem Rucksack - nicht wie geplant über die Gletscherschlucht, sondern nehmen den „gemäßigten“ Fahrweg-Aufstieg ab Bahnhof Grindelwald über Brandegg und erreichen nach fast 3-stündiger Bergauf-Tour das Berghaus Alpiglen, das nach der Anstrengung zu einer willkommenen Mittagsrast einlädt. Es ist immer noch sehr regnerisch und neblig und die einzigartige Bergwelt um uns herum können wir nur erahnen. Gestärkt mit „Möhl“ steigen wir nun in die Eiger-Trail-Route hinauf zur Kleinen Scheidegg ein. Ein mühsamer Aufstieg von ungefähr 3-4 Stunden liegt vor uns, leider immer noch ohne Sicht und mäßiger Orientierung. Es gibt unterwegs aber trotzdem auch Eindrucksvolles zu sehen, z.B. einen Wasserfall, eine Gedenk-Sitzbank, die bei gutem Wetter bestimmt eine herrliche Aussicht garantiert, die Beschilderung der Eiger-Nordwand-Erstbegehung, Eiger-Trail-Wegweiser-Stelen und eine Kneipp-Anlage fast am Ziel unserer Etappe. Das Kneipen müssen wir aufgrund des schlechten Wetters leider verschieben. Endlich erreichen wir die Kleine Scheidegg auf 2061m. Als Passhöhe zwischen Eiger und Lauberhorn bietet sie eine einmalige Sicht auf die Bergwelt Eiger, Mönch und Jungfrau (wenn es das Wetter zulässt). Noch ein kleiner Anstieg bis zu unserer Unterkunft, dem Berghaus Grindelwaldblick (2116m). Geschafft!!!! Nach einer Stärkung beziehen wir unser Quartier. Eine heiße Dusche und das leckere Abendessen lassen die Strapazen des Tages vergessen. Die Hüttenruhe schaffen wir heute nicht, alle sind müde und ziehen die „Horizontale“ vor.
Am Montagmorgen starten wir alle nach einem sehr leckeren Frühstück gestärkt für den neuen Tag und neue Herausforderungen. Die Berge bleiben auch heute leider noch im Nebel versteckt und wir warten auf Wetterbesserung. Für einen Teil unserer Gruppe ist der Rotstock-Klettersteig (2663m) geplant, der Rest der Gruppe will das Lauberhorn (2472m) erwandern. Die Klettersteig-Gruppe startet trotz Nebel, vielleicht zeigt sich die Sonne ja in höherer Lage. Auch die Lauberhorn-Wandergruppe macht sich auf den Weg und hofft auf Sonnenschein.
Rotstock-Klettersteig-Gruppe:
Wir steigen von der Kleinen Scheidegg über die Station Eiger Gletscher in den Eiger-Trail bis zum Felsfuß des Rotstocks auf und kommen über den Wiesenrücken von Wart (2285m), wo eine große Schautafel über die legendäre Heckmair-Nordwandroute informiert, zur Einstiegsstelle des Klettersteigs. Der Rotstock-Klettersteig verläuft durch eine 260 m hohe Wand im rechten Ausläufer der Eigerwand. Die glitzernden Aluleitern, die den Einstieg (2410m) zur Ferrata markieren, sind nicht zu übersehen. Recht luftig geht es über die ersten senkrechten Leitern, dahinter betreten wir die Schlucht mit hochschießenden Felsmauern links und rechts. Drahtseile leiten uns in der Klamm aufwärts, teilweise über Geröllbänder. Blauer Himmel blitzt uns entgegen, die Nebel lösen sich auf und offenbaren uns ringsum die imposante Bergwelt. Die Eisenleiter knapp unter dem Rotstocksattel (ca. 2640m) stammt noch von dem historischen Steig, ebenso die Felsstufen, die uns (neben neuen Drahtseilen) den kurzen Gipfelanstieg erleichtern. Wir erreichen das Gipfelkreuz und werden mit atemberaubender Aussicht belohnt. Das Gipfelfoto übernehmen spanische Wanderfreunde, ebenso erfahren wir von einem zufälligen Schnappschuss unserer Gruppe beim Aufstieg, der natürlich ausgetauscht werden muss. Was für ein Zufall! Tatsächlich gab es von 1899 bis 1903 ganz am rechten Rand der Wand einen gesicherten Pfad. Damals stiegen Damen in weiten Röcken und Herren mit Strohhüten von der ehemaligen Station Rotstock, der ersten Haltestelle der Bahn im gut 7 Kilometer langen Tunnel durch Eiger und Mönch aufs Jungfraujoch - auf einer Via ferrata - auf den Rotstock hinauf. Der Abstieg aus dem Rotstocksattel führt uns über Geröll, plattige Felsen und ein paar Absätzen, die mit Fixseilen ausgerüstet sind, wieder hinab zur Station Eigergletscher und von dort aus wieder zurück zu unserer Unterkunft „Grindelwaldblick“. Es war ein tolles Erlebnis im Klettersteig mit garantiertem „Mini-Eigernordwandfeeling“.
Lauberhorn-Gruppe:
Vom Berghaus Grindelwaldblick aus wandern wir leider noch im Nebel in Richtung Starthaus Lauberhornrennen und dann weiter hinauf auf das Lauberhorn (2472m). Das Lauberhorn selbst ist ein eher unscheinbarer Gipfel und nur durch die alljährliche spektakuläre Lauberhornabfahrt bekannt. Keine Wetterbesserung in Sicht und wir treten den Rückweg über die Kleine Scheidegg an. Dort treffen wir auf die Klettersteig-Gruppe und genießen zusammen noch einen Kaffee am Bahnhof. Zum gemeinsamen Abendessen im Grindelwaldblick tauschen wir unsere Bergerlebnisse aus. Am liebsten bei einem Möhl.
Sonne, blauer Himmel am Dienstag und Rundumsicht auf die ganze Bergwelt, die die letzten beiden Tage verborgen blieb. Was für eine wunderbare Aussicht am frühen Morgen. Da schmeckt das Frühstück gleich nochmal so gut. Heute trennt sich unsere Gruppe. Für die einen ein Ausflug mit Übernachtung auf die Schynige Platte, Schwerpunkt: Fahrt mit der historischen Eisenbahn (ab Wilderswil, seit über 125 Jahren in Betrieb), Panoramaweg und botanischer Alpengarten. Für die anderen eine Rundtour (18,4 km mit ca. 1000m Auf- und Abstieg) ab Grindelwaldblick über den Panoramaweg zum Männlichen (2345m)hinauf, mit kurzer Rast im Berghaus Männlichen und dann talabwärts Richtung Wengen über den Gemsenweg und Steinenwald, dann wieder hinauf Richtung Wengeralp und Lauberhorn – teilweise auf den Pisten des Lauberhornrennens - mit Endziel Unterkunft Grindelwaldblick. Das leckere Abendessen – für die einen, als auch die anderen (mit Eisbecher) sorgt für einen angenehmen Tagesausklang.
Heute ist unser letzter Tag, somit Abstieg und Heimreise. Die Rucksäcke sind gepackt und nach dem Frühstück wandern wir bei herrlichstem Sommerwetter los. Eine vermeintliche Abkürzung erfordert höchste Wanderanstrengung bis wir wieder auf den Einstieg in den eigentlichen Eiger-Trail stoßen. Der Abstieg auf dem Trail bietet uns eine wunderbare Aussicht auf die Bergwelt ringsum, die uns beim Aufstieg durch den Nebel verwehrt blieb. Einfach herrlich!!! Über die Gletscherschlucht, die wir beim Aufstieg aufgrund des schlechten Wetters nicht gegangen sind, geht es weiter talabwärts mit teilweise herausfordernden Passagen und tollen Eindrücken vom noch schneebedeckten Gletscher. Nach 5 Stunden ist der Abstieg geschafft und wir sind am Ziel angelangt. Im Cafe Gletscherschlucht treffen wir auf die Schynige-Gruppe und stärken uns gemeinsam bei einer wohlverdienten Pause, bevor es zum gemeinsamen Abschlussessen zur Blümlisalp geht. Dort gibt es lecker Rösti und natürlich einen „surre Moscht“. Dann geht’s ab nach Hause.
"IN DEN BERGEN GIBT ES DIESE MAGISCHEN AUGENBLICKE, DIE DIR DIE TÜR ÖFFNEN IN EIN LEBENSGEFÜHL, DAS DICH ERFÜLLT UND INSPIRIRT".
Wieder eine tolle Tour mit vielen Eindrücke und gewinnbringenden Momenten im Berner Oberland. Schön war’s! Vielen Dank an Michael Winter für die Planung und an unsere Wandertruppe für die schöne, harmonische Zeit!!!